zu weit gegangen
die #metoo-bewegung ist zu weit gegangen? entschuldigung, aber das ist unsinn.
natürlich sind menschen verunsichert, wenn bestehendes sich verändert. natürlich sind menschen verunsichert, wenn bekanntes und vertrautes nicht mehr das ist, was es war. natürlich sind menschen verunsichert, wenn plötzlich ungeheuerliches aus dem schweigen in die mitte der gesellschaft gezerrt wird.
der widerstand gegen die #metoo-bewegung ist besonders heftig, weil diese bewegung, deutlicher und stärker als andere gegenwärtige und vergangene befreiungs- und emanzipationsbewegungen, an den grundstrukturen patriarchaler macht in unserer gesellschaft rüttelt und so die mit dieser macht verbundenen privilegien in frage stellt.
man gehe zu weit, das ist und war immer das erste argument gegen berechtigte anliegen. das geschrei von wokeness und cancel culture ist einfach der modern speech für "ihr geht zu weit".
zudem: veränderungsprozesse weckten zu jeder zeit den widerstand derjenigen, die von den bestehenden verhältnisse profitierten, und von denjenigen, die diese verhältnisse, warum auch immer, befürworteten.
das wird sich nicht ändern. das heisst: gewissheit, dass das einmal erkämpfte und erreichte bestehen bleibt, gibt es nicht. wir müssen immer wieder bereit sein, für freiheit, gleichheit und schwesterlichkeit einzustehen.
hintergrund: ann-kathrin nezik schreibt in einem tamedia-kommentar ➚, die bewegung #metoo sei vielen männern und frauen zu weit gegangen.